Die deutsche Serien-Misere

Dietrich Brüggemann, derzeit mit „Kreuzweg“ im Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele, hat in seinem Blog einen 32seitigen Essay veröffentlicht, in dem ein anonymer Drehbuchprofi analysiert, warum deutsche Serien auf Länge nicht an den Qualitätsstandard und den Erfolg amerikanischer Serien heranreichen werden.

Bezeichnend für die Situation hierzulande ist bereits, dass der Autor einer kenntnisreichen, gut geschriebenen und präzise argumentierenden Analyse der TV-Situation anonym veröffentlicht, weil er um berufliche Nachteile fürchtet. Dies deckt sich mit den Erfahrungen vieler Profis: Redakteure und Dramaturgen fürchten intelligente Autoren, die das große Ganze im Blick behalten, wie der teufel das Weihwasser.

Den für mich signifikantesten Unterschied zwischen der Arbeitsweise hierzulande und in Deutschland erwähnt der Autor jedoch nicht: In den USA führt die Karriere eines TV-Produzenten fast immer über den Autorenjob. Der Karriereweg Staff Writer-Headwriter-Producer ist m. W: dort die Regel, hierzulande die Ausnahme. Und – für mich – die eigentliche Ursache der deutschen Serien-Misere.