Druckfehlervermeidung

Aus gegebenem Anlass – bei der Kulturspirale hat sich eine Korrektorin beworben, die es geschafft hat, in einer sechszeiligen E-Mail zwei Fehler unterzubringen – ein paar grundsätzliche Sätze zu Rechtschreibkorrekturen und „händischem“ Korrektorat:

Wir empfehlen jedem Autor, der sein Buch als Self-Publisher herausbringen will, sein Manuskript durch einen Profi Korrektur lesen zu lassen. „Brauch ich nicht, ich hab doch in Word die Rechtschreibkorrektur eingeschaltet“, hören wir dann in 99,9 Prozent aller Fälle. Schön für den Self-Publisher, aber schlecht für sein Manuskript. Elektronische Rechtschreibkorrekturen übersehen zwischen 10 und 20 Prozent aller Fehler, je nach Wortwahl. Beispiel gefällig?

„Hintern Horizont geht’s weiter…“ Den sofort ins Auge springenden Fehler kann keine automatische Rechtschreibkorrektur dieser Erde finden. „Hintern“ ist ein korrekt geschriebenes Word, woher soll die Software wissen dass „Hinterm“ gemeint war? Wer sich also ausschließlich auf die Software verlässt, veröffentlicht ein fehlerhaftes Manuskript. Nicht gut.

„Gut, dann lass ich das einen Freund machen, der studiert Germanistik.“ Gegen das Einspannen von Freunden bei der Buchveröffentlichung ist überhaupt nichts zu sagen. Sofern Sie das beherrschen, was man ihnen abverlangt. Ich zum Beispiel kann überhaupt nicht Korrektur lesen. Es gelingt mir nicht, dauerhaft distanziert zu lesen und auf die Orthografie zu achten, nach spätestens einer halben Seite tauche ich meistens in den Text ein und vergesse, dass ich eigentlich korrigieren soll. Meine liebe Frau hingegen ist eine begnadete Korrektorin.

Wunderdinge, also ein tatsächlich hundertprozentig fehlerfreies Manuskript, kann man von einem Profi-Korrektorat allerdings auch nicht erwarten. Genaue Statistiken gibt es – natürlich – nicht,  aber wenn ein Korrektor von 100 Fehlern 98 findet, also eine „Fehlerquote“ von 2 Prozent hat, dann ist das m. E. ein Spitzenwert.

Wenn man als Autor vorhat, später einen Korrektor zu beauftragen, sollte man sich daher trotzdem immer um korrekte Rechtschreibung bemühen. Je weniger Fehler der Autor macht, um so mehr kann der Korrektor im Verhältnis finden. Ausgehend von der 2-Prozent-Quote: In einem Manuskript mit hundert Fehlern übersieht der Korrektor zwei, in einem mit fünfhundert Fehlern zehn. Schließlich ist es grob unkollegial, einem Korrektor ein Manuskript mit zehn, zwanzig Fehlern pro Seite zu übergeben. Man darf sich nicht wundern, wenn er eine Korrektur ablehnt oder einen deutlich höheren Preis für seine Arbeit verlangt.

Schließlich: Ein Korrektorat ist kein Lektorat. Beim Korrektorat geht es nur um Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ein Lektorat beinhaltet wesentlich mehr: Überprüfung des Texts auf sachliche Korrektheit, stilistische Analyse, strukturelle Analyse, Vorschläge zur Textverbesserung… das ist eine viel größere Baustelle. Dazu ein andermal mehr.

Sollte jemand in diesem Text Rechtschreibfehler finden… Ich hab ja oben geschrieben, dass ich nicht Korrekturlesen kann.