Nicht geschenkt…

Foto: tm-md unter CC-BY 2.0
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Wer wissen will, wie Buchhändler über ihre Kunden, die Lesern, denken, dem sei das Ergebnis dieser Umfrage ans Herz gelegt: Der Börsenverein hatte Buchhändler gefragt, welche „Giveaways“ bei ihren Kunden am Besten ankommen, und die Buchhändler haben brav geantwortet: Ihrer Ansicht nach bevorzugen die meisten Kunden „gute Kugelschreiber“, gefolgt von „tollen Tüten“, „praktischen Kühlschrankmagneten“ und „hübschen Parkscheiben“.

Tja. Dass muss man erst mal sacken lassen. Warum zum Henker kommen weder Börsenverein noch Buchhändler darauf, ihren Kunden einfach mal ein Buch zu schenken? Ganz einfach: Weil sie’s noch nie gemacht haben. Als ich mir vor drei Jahren meinen ersten Kindle zulegte, war ich regelrecht schockiert, als ich eine Mail erhielt, in der amazon ankündigte, über die Weihnachtsfeier E-Books zu verschenken. War mir in meiner bald 50jährigen Karriere als Buchhandelskunde (ich hab früh angefangen) tatsächlich noch nie vorgekommen, dass ein Buchhändler ein Buch verschenkt.

Obwohl es doch eigentlich logisch wäre. Wegen Büchern kommen die Leute zum Buchhändler, also könnte man ihnen doch einfach ein bisschen von dem geben, was sie gern hätten. Was die eigene Kernkompetenz ausmacht. Ein Produkt, dass man auch später noch sofort mit dem Händler in Verbindung bringt, der es einem überreicht hat.

Noch immer tut man sich im Buchhandel schwer, die eigenen Kunden tatsächlich als Menschen zu begreifen, um die man sich bemühen muss. Die man mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst zu nehmen hat. Früher, da hatte man das Monopol auf die Ware Buch, jetzt hat der Leser dank Internet und E-Books die Wahl zwischen zahlreichen Anbietern. Eigentlich wäre ein Buch als Giveaway ja eine schöne Gelegenheit, sich als Händler zu positionieren, der weiß, was seine Kunden wollen. Der freundlich auf sie zugeht.

Bin ich der einzige, der sich bei Kugelschreibern und farbenfrohen Plastiktüten an gewisse schlitzohrige Pilgerväter erinnert, die den Ureinwohnern Nordamerikas Manhattan für ein paar wertlose Glasperlen abschwindelten?

2 Gedanken zu „Nicht geschenkt…

  1. Hi Chris, tolle Idee. Lass uns doch morgen mal ein Haus kaufen. Eins dazu geschenkt, reicht es für uns beide… Aber vermutlich sind sie so ignorant wie die Buchhändler.

    In einem Antiquariat ist mir das allerdings schon passiert. Und nein, ich sag jetzt nicht welches es war!

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