Überarbeitung: Adjektive und Adverbien – braucht’s die wirklich?

Eine einfache Methode, die Lesbarkeit jeden Textes zu steigern, ist, sämtliche verwendeten Adjektive und Adverbien auf ihre Notwendigkeit hin abzuklopfen.

Beispiel Adjektiv: „Das niedliche Kätzchen“ ist im Auge des Lesers genauso niedlich wie das einfache „Kätzchen“. Per se sind erstmal alle Kätzchen niedlich. Gleiches gilt für bequeme Sessel, steinalte Greise oder pfeilschnelle Ferraris, um nur die flagrantesten Beispiele zu nennen.

Beispiel Adverb: „Er hieb energisch mit der Faust auf den Tisch.“ ja, um Himmelswillen, wie soll er denn sonst auf den Tisch hauen? Ich weiß: fest, entschlossen, donnernd usw. Sagt aber alles das gleiche, was schon das Auf-den-Tisch-Hauen an sich aussagt. Interessant wäre jemand, der schüchtern auf den Tisch haut, aber das geht m. E. nicht.

Wenn ich Rohfassung schreibe, wird bei mir übrigens auch entschlossen auf den Tisch gehauen, und die niedlichen Kätzchen kuscheln sich verschlafen in die weichen Kissen des bequemen Sofas. Beinahe jeder Autor, den ich kenne, leidet gelegentlich an Adjektivitis und Morbus Adverb. Macht doch gar nix. Solange man den überflüssigen Kram beim Überarbeiten rausstreicht bzw. das Lektorat das für einen erledigt.

Leser möchten nicht mit Überflüssigem belästigt werden. Man kann die Lesbarkeit eines jeden Textes um mindestens 50 Prozent erhöhen, indem man die Hälfte der Adjektive und Adverbien rausstreicht.