Zu spät, Hörzu…

Vor einer Woche hat die „Hör zu“ einen im Prinzip durchaus löblichen Zehn-Punkte-Plan veröffentlicht, wie man hierzulande das Fernsehen verbessern und die qualitative Lücke zu den immer weiter davon eilenden britischen und amerikanischen Serien eventuell verkleinern kann.

Löblich, wie gesagt, mehr nicht. Denn die Hörzu benennt ja lediglich alte Hüte. Die Missstände, die sie beseitigt haben will, um das Fernsehen zu verbessern, sind doch zum Teil seit Jahrzehnten bekannt. Außerdem: Forderungen wie Punkt 3 „Mehr Macht den Autoren!“ schreiben sich sehr leicht hin, doch wie das mit den bestehenden Strukturen realisiert werden könnte, darüber schweigt die Hörzu,

Schließlich stellt sich die Frage, ob es überhaupt lohnt, diese Strukturen zu reformieren, angesichts der Tatsache, dass die Damen und Herren Gebührenverbrenner und ihre privaten Kollegen gerade dabei sind die nächste, wirklich fundamentale Umwälzung zu verschlafen: die Verlagerung des Fernsehens ins Netz, weg von festen Sendeplätzen, weg von einer an den Bedürfnissen der Zuschauer vorbeilaufenden Programmierung, hin zu Diensten wie Netflix, die gerade beginnen, mit Methoden richtig erfolgreich zu werden, die hierzulande immer noch als „Spinnerkram für Nerds“ belächelt werden. Noch.

Wenn ein begabter junger Autor mit Ideen und einem Minimum an strategischem Verständnis heute die Wahl zwischen, sagen wir, Netflix und dem ZDF, das verspricht, Reformen nach Hörzu-Ideen einzuleiten, hätte: Wofür würde er sich wohl entscheiden?

Der Zug ist nicht nur abgefahren, die Gleise werden auch schon abmontiert. Der Hörzu-Katalog kommt mindestens ein Jahrhundert zu spät.